Interview mit dem Kanzler der Schweizer Eidgenossenschaft

Bern, den 19.07.1456

SN: Werter Beara, soviel ich weiß, habt Ihr vorher schon einige Zeit als Wortführer dem Rat angehört und könnt auch die Amtsprachen. Gibt es noch, wie früher oft bemängelt, eine Sprachbarriere innerhalb des Rates?
Beara: Im Moment ist der Rat der Schweiz bezüglich Sprachen sehr ausgeglichen, es besteht keine Übermacht einer Sprache. Wir haben das Glück, dass zwei Räte zweisprachig sind. Klar, das Übersetzen gibt extrem viel Arbeit und dauert daher manchmal etwas länger. Aber ich denke, es ist sehr vorteilhaft, dass ich selber beide Sprachen verstehen und sprechen kann. Ich würde jetzt nicht gerade sagen, das Sprachproblem ist überwunden, aber es ist sicher nicht mehr unsere grösste Sorge, wir geben uns alle allergrösste Mühe, um beiden Sprachen gerecht zu werden.
Jedoch befürchte ich, dass die Schweiz nahezu handlungsunfähig werden wird, sobald auch noch Italienisch hinzukommt. Ich hoffe und bete daher täglich, dass es noch möglichst lange dauern wird, denn dass diese Sprach auch noch dazukommt ist ja leider fast so sicher wie das Amen in der Kirche.

SN: Wie schaut es mit der Glaubensfreiheit in der Schweiz aus. Mir wurde berichtet, außer der Aristotelischen Kirche darf z.B. in Lousanne keine andere Kirche öffentlich per Dekret auftreten?
Beara: Hier muss ich erstmal ein bisschen den Staatsaufbau der Schweiz erklären. Denn in der Schweiz sind die Kantone zu grossen Teilen souverän und autonom. Daher hat jeder Kanton das Recht, in seiner Kantonsverfassung unter anderem auch die Glaubensfreiheit zu regeln. Fast alle Kantone sind sehr liberal und dulden auch andere Kirchen und Glaubensrichtungen. Anscheinend hat aber Lausanne früher schlechte Erfahrungen gemacht und erlaubt in der Tat nur die Aristokratische Kirche.

SN: Die Schweiz ist Allgemein ein Vorbild für Freiheit und Unabhängigkeit. Jedoch gibt es Stimmen im Deutschen Reichstag, die vor der Schweiz warnen - wir hatten erst kürzlich davon berichtet. Wir kennen zwar nicht die militärische Stärke der Schweiz und wollen die auch nicht erfragen, aber könnt Ihr die Befürchtungen des z.B. Reichstagsvorsitzenden entkräften?
Beara: Mich haben die Äuserungen des Reichstagspräsidenten sehr in Erstaunen versetzt! Denn es ist im Gegenteil ganz anders als die Gerüchte es behaupten! Wir haben ein sehr gutes Rechtssystem, der Staatsanwalt ist sehr aktiv, Räuber leben bei uns nicht lange ungeschoren. Jedoch sprecht Ihr damit indirekt ein Problem an, welches ich in meiner Amtszeit beheben will: Soweit ich weiss, besteht zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Deutschen Reich keinen Justizvertrag, um die Räuber auch nach einem Grenzübertritt weiter verfolgen zu können. Dies möchte ich ändern, ich werde in den nächsten Tagen mal bei den zuständigen Behörden vorsprechen.
Jedoch habe ich gestern mit meiner HBV gesprochen und gefragt, warum wir nicht mehr Handel mit deutschen Provinzen betreiben. Ihre Antwort hat mich sehr beunruhigt! Denn sie sagte mir, dass sie sehr gern handeln würde und dass sie eigentlich auch noch auf eine Lieferung warte, jedoch hätte es nördlich von Schaffhausen soviele Räuberbanden, dass es unmöglich sei, irgendwas zu importieren. Mir scheint, im Deutschen Reich gibt es viel mehr Räuberbanden als in der Schweiz, die Räuberbanden, welche hier aktiv sind, sind fast immer solche, welche von Frankreich oder dem Deutschen Reich kommen, hier rauben und dann wieder verschwinden, um nicht von unserer Justiz verfolgt zu werden. Ich möchte dem Deutschen Reich keine Vorwürfe machen, sondern aufzeigen, in welchen Bereichen wir wieder enger miteinander zusammenarbeiten müssen. Ich will mit dem Deutschen Reich keinen Krieg, sondern endlich wieder gute oder gar sehr gute Beziehungen aufbauen.
Wenn wir schon beim Thema Krieg sind: Wie jeder klar bei den Kreuzzügen erkennen konnte, wehrt sich die Schweizerische Eidgenossenschaft mit allem was sie zu bieten hat gegen Eindringlinge. Dies gilt für Eindringlinge von allen Seiten, wir werden nie unsere Freiheit aufgeben wollen, wir würden nie deutsche oder französische Herrscher dulden! Und eine Spaltung der Schweizerischen Eidgenossenschaft kommt für uns in keinem Fall in Frage! Vielleicht sollte das Deutsche Reich eher nachdenken, ob sie mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft einen Vertrag abschliessen wollen, der besagt, dass wir keine französischen Lanzen durch unser Land reisen lassen dürfen. Jedoch habe ich nie einen vom Deutschen Reich Gesandten in unserem Schloss gesehen, obwohl ich damals in meiner Funktion als Wortführer beim Deutschen Reich vorgesprochen habe. Naja, eure Herrscher müssen selber wissen, inwiefern sie die auf die Hilfe und Stärke der Schweizerischen Eidgenossenschaft vertrauen wollen.

SN: Wie schaut die Zukunft in der Schweiz aus? Werden Fachkräfte, Händler gesucht? Welche Vorteile hat es Allgemein Schweizer zu werden?
Beara: Im Politischen Bereich wollen wir ausser den bereits angesprochenen Staatsverträgen eine Revision unserer Bundesverfassung vornehmen, damit die Gewaltentrennung in der Schweiz noch gänzlich umgesetzt werden kann, zudem soll auch ein Berufungsgericht geschaffen werden. Mit all diesen Aktionen wollen wir Sicherheit und Stabilität für all unsere Bürger gewährleisten. Um dies gewährleisten zu können, brauchen wir in der Tat noch mehr Händler, welche in die Schweiz oder durch die Schweiz reisen. Interessierte melden sich am besten gleich bei unserer Handelsbevollmächtigten Ella_von_Frell.
Die Vorteile der Schweizer Staatsbürgerschaft sind vielfältig, abgesehen davon, dass der Bund keine Steuern erhebt und somit in gewissen Orten keinerlei Steuerpflichten bestehen, gibt es in der Schweiz immer gutbezahlte Arbeit zu finden, auch die Verdienstmöglichkeiten mit eigenen Produkten ist nicht schlecht, zudem werden die Schweizer von Deutschen Besuchern sehr oft als sehr freundliches Volk beschrieben. Wir freuen uns also über jeden Besucher, Händler oder Einwanderer, welche in die Schweiz kommen.

Antworten gegeben am 19. Juli 1456 im Pressesaal des Schlosses in Bern

Beara, Kanzler der Schweizerischen Eidgenossenschaft

SN: Werter Beara, habt Dank für Eure Auskunft. Gott möge die Bürger und die Freiheit der Schweiz schützen.

Bahya ibn Paquda