Rede der Königin im Reichstag

Frankfurt, den 4.7.1458

Hier die Rede unserer königlichen Majestät vom 2.7.1458 im Reichstag:
Mit Interesse folgte sie den Worten des Mainzer Fürsten, wunderte sich kurz darüber dass Heretic sie so lange nicht mehr gesehen haben wollte, hatten sie sich doch noch kürzlich im Regentenrat gesprochen.
Es war zugebenermaßen schwer aus den vielen Worten die Quintessenz herauszuhören, das was er ihr tatsächlich mitteilen wollte. Ob es nicht einfacher ausdrücken war?

Nach einem leisen Seufzen antwortete sie ihm dann

Werter Heretic,
vielen Dank für diese sehr wortreiche Erläuterung des Mainzer Beschlusses.
Ihr mögt den von mir vorhin dem Reichstag vorgelegten Beschluss so auslegen, dass der Mainzer Rat sich mit jedem Vertrag auseinandersetzen muss... was wenn ich mich recht erinnere auch Teil der Begründung in der Kanzlei ist.
Aber...
Das steht da nicht.


Für einen Moment fragte sie sich ob Heretic wusste was Mainz da für einen Beschluss gefällt hatte, wenn sie als Königin ihm nun persönlich die Folgenschwere erläutern musste.

Der Beschluss stammt aus der Feder des werten Grafen Hain von Bischofsheim und wir alle wissen, dass er das was er aussagen will auch stets genau so formuliert.
Da in diesem Beschluss nicht steht
"Der Rat muss sich mit jedem Vertragsvorschlag beschäftigen"
sondern
"Der Rat stimmt grundsätzlich mit nein"
ist das wohl auch genau so zu verstehen.

Und das bedeutet wiederum dass der Mainzer Rat die Arbeit der Reichskanzlei mutwillig blockiert wenn er sich generell eines Vertrages nicht annimmt.

Dies hat nicht im Geringsten etwas damit zu tun dass sich ein Rat nicht tatsächlich mit jedem Vertrag auseinandersetzen sollte, im Gegenteil.
Es war schon immer so dass die Provinzen über die Verträge beraten sollten und von einer solchen verantwortungsvollen Provinzpolitik gehe ich aus.

Und, werter Fürst von Mainz,
natürlich dürft Ihr Kritik üben.
Aber sind wir nicht einer Meinung, dass es geeignetere Plätze für erste Kritik gibt als die breite Öffentlichkeit?
Ich kann mich eigentlich daran erinnern, dass Ihr Eure Kritik, genau wie ich die meine zu meiner Zeit als Erzkanzlerin, stets im Regentenrat anbrachtet und erst einmal abwartetet, was sich daraus entwickelte und zumeist hatte es positive Ergebnisse. Ich erinnere gern an den Zugang zum Geheimdienst.


Huldas Blick wanderte zu der Regentin der Steiermark als diese eine Rede begann und sie schüttelte erneut den Kopf als sie merkte wie schlecht die Herzogin doch informiert war und dieser von irgendwelchen zwielichten Gestalten scheinbare "Wahrheiten" eingeimpft wurden, die sie aufgesogen hatte als hätte sie selbst am Kelche der Allwissenheit genippt.
Vielleicht stieg es auch zu Kopfe, war man doch von einem zwielichten Weib über Nacht zur Witwe und Herzogin geworden.
Sollte sie als Königin also tatsächlich erwarten dass diese Person, die ja in Graz weilte um zu regieren, wissen konnte wer wie arbeitete? Wohl nicht. Aber dieses Anmaßen der steirischen Regentin sich über andere Personen ein Urteil erlauben zu können, es bereitete ihr kurz einen Brechreiz den sie mit einem Schluck Wasser herunterspülte.

Dasselbe gilt auch für Euch, werte Herzogin der Steiermark.
Habt Ihr angestrengt das Gespräch mit mir zu suchen? Ich wüsste nicht wann... erst dann könntet Ihr behaupten dass Kritik und andere Dinge nicht angenommen werden oder dass man diese nicht anbringen dürfte.

Doch ich will zu den sachlichen Themen kommen.
Die Verträge... wir schließen Botschafts- und Justizverträge ab. Es sind reine Kontaktaufnahmen in andere Länder, die meistens mit einem gemeinsamen Interesse in der Verbrechensbekämpfung einhergehen.
Verbrechensbekämpfung... eine Thematik an der Ihr als Regentin doch auch ein großes Interesse haben solltet, oder?


Das "oder?" hallte im Sitzungssaal wider und Hulda musterte Perl nun sehr aufmerksam

Oder würdet Ihr nicht wollen dass, sollte man Eure Burg so schändlich ausrauben wie es damals - verübt von ganz gewissen Personen - in Bayern geschah, man den Tätern auch bei einer Flucht in andere Länder nachstellen kann?

Interessant im Übrigen dass Ihr wissen wollt wie die anderen Länder unser Königreich betrachten, bin es wohl ich die Abgesandte in Audienzen empfängt und nicht Ihr.

Sie verkniff sich einen weiteren Kommentar zu diesem Punkt und fuhr fort

Dass Ihr den Mainzer Beschluss unterstützt verwundert mich nun nicht mehr wirklich, der Fürst sagte bereits im Vorfeld, dass die Freunde aus der Steiermark genauso denken.
War dies nun Eurerseits das offizielle Verkünden des künftigen Verhaltens der Steiermark bei Vertragsabschlüssen des Reiches?
Ich betone… auch für Euch gilt, was zu diesem Beschluss gesagt wurde.

Zum Thema Miteinander.
Ihr seid es die andauernd behauptet, dass das Statut ausgehebelt wird und Ihr seid es die nicht nicht hören will, dass es einen anders lautenden Beschluss der Wortführerkonferenz gab und gibt. Führt Euch einmal das Justizbündnis der deutschen Provinzen zu Gemüte.
Dort steht wie ein Vertragsabschluss zustande kommt. Für einen jeden Bürger ersichtlich und auch für Euch, solltet Ihr des Lesens mächtig sein, nachvollziehbar. Gerne stelle ich Euch jedoch auch meinen Sekretär ab, der Euch die Unterlagen in der Dokumentenkammer heraussucht und vorliest.
Dass der werte Reichskanzler dennoch dazu übergegangen ist jeden Vertrag vorzulegen... Ist es nicht das, was Ihr wolltet?
Könnt Ihr überhaupt schlüssig und logisch erläutern warum Ihr immer wieder mit diesem Thema daherkommt?
Das was der Reichskanzler gemacht hat, nämlich auf die Kritik einzugehen und trotz fehlendem Beschluss der Wortführerkonferenz einen alten Beschluss im Sinne der Provinzen zu übergehen, das ist Miteinander.
Das "Nichteingestehen-Wollen", dass man ja längst hat was man wollte, das ist kein Miteinander.


Was hatte die Herzogin noch alles in ihrer Unwissenheit und Unerfahrenheit behauptet? Sie dachte kurz nach… ach ja, Reichsarmee. Sollte sie überhaupt auf solche wahnwitzigen Dinge eingehen? Nun, sie war jetzt da, dann konnte sie diese letzten Punkte auch noch erläutern.

Ein Reichsarmeegesetz wird im Übrigen nicht ausgehebelt, wenn Euch Reichsmarschall Joholi nicht den Zugang in sein privates Arbeitszimmer genehmigt.
Wie Ihr überhaupt interpretieren könnt dass das Gesetz Euch dazu berechtigt, bleibt mir schleierhaft.

Der Einspruch zur Wiederwahl des Reichskanzlers wurde nicht unter den Tisch gefegt, er wurde seitens des Reichstagsvorsitzes abgelehnt. Der Rechtsweg steht Euch offen.
Wahlen im Reichstag werden stets gleich ausgelegt und zwar so, wie der Reichstagsvorsitz das für richtig hält. Auch hier steht Euch der Rechtsweg oder die Wahl eines Neuen offen.


Sie hoffte dass ihre Worte für die Herzogin verständlich waren.

Und nein, Ihr habt nicht geschworen, Mißstände nicht mehr anzusprechen.
Ich verlange sogar von meinen Vasallen dies zu tun.
Aber es geht darum wie und wo Ihr es ansprecht, werte Herzogin.
Und das "wie" wie es hier vollzogen wurde ist entgegen dem Auftrag der mit dem Eid einherging.
Das ist Wider dem Obsequium das Ihr geschworen habt.


Genug Worte hatte sie nun schon an dieser Stelle verloren und ihr Ton wurde am Ende streng.

Wagt es nicht noch einmal mich über meine Aufgaben zu belehren.
Maßt Euch nicht an zu behaupten, dass sich meine Kronräte nicht ans Gesetz halten würden.
Im Gegenteil, statt Euch hier zu tümmeln solltet Ihr in der eigenen Provinz nach dem Rechten sehen, deren Bürger mir Briefe schreiben und ihre Scham darüber ausdrücken wie die steirische Regierung hier im Reichstag agiert.
Die sich schämen dass eine verurteilte Hochverräterin zu Eurem Beraterstab gehört, die steirischen Bürgern welche für das Reich kämpfen, erklärt dass diese Mörder seien weil sie die Reichsarmee mit ihrem Schwerte unterstützen.
Zeigt dass Ihr tatsächlich am Wohle unseres Reiches interessiert seid und merzt solche Dinge aus, welche in Euren Aufgabenbereich fallen.

Sollte es noch weitere Unklarheiten geben, so wünsche ich Euch nicht hier zu sprechen sondern wie es sich gehört im Regentenrat oder in einer Audienz.

Und dies gilt ebenfalls für den Regenten von Mainz.
Ich gehe davon aus dass der Beschluss sofort zurückgenommen wird.

Für weitere Erklärungen Eurerseits diesbezüglich, werter Fürst, stehen der Erzkanzler oder meine Person Euch im Regentenrat zur Verfügung. Gerne empfange ich Euch auch zu einer Audienz.


Abschließend nickte sie freundlich dem Reichstagsvorsitzenden zu.

Ich wünsche Euch eine gute Hand beim Moderieren und Leiten der Diskussionen, verehrter Fürst von Minden, und ich hoffe, dass tatsächlich die Zustände in diesen ehrwürdigen Hallen besser werden.

Sie freute sich auf die Tasse Tee, die sie in Bälde mit ihm trinken würde, nickte freundlich den Reichstagsabgeordneten zu und verließ das Reichstagsgebäude, geleitet von ihrer Leibgarde. Schließlich wollte sie nicht weiter bei der Arbeit des Reichstages stören... 

Spinoza für die SNA