Brief des Mönches Khatanka



Luzern, den Vierzehnten im Heumond des Jahres AD 1459.


Liebe Brüder und Schwestern,

nun sicherlich, erinnert Ihr Euch noch an meinen Brief vom Achtzehnten des letzten Monats. Ich schrieb davon, daß die Spinozistische Kirche keine Gesetze hatte. Nur die Ulmer Proklamation und unser Glaubensbekenntnis, sowie zur Struktur und Wahl ein kleines Regelwerk . Aber es waren Alles Gebote und keine Gesetze.

Leider würde ich kurz darauf eines Besseren gelehrt. In einer Diskussion in der Plauderecke des Klosters konnte leider nicht ermittelt werden, wer und wann dieses Spinozistisches Kirchengesetz eingeführt wurde. Bevor man mir noch unterstellt, selbst so ein Machwerk verbrochen zu haben, habe ich mich zurück ins Kloster Boreth begeben. Jeder der mich kennt weiß, daß ich gegen jeglicher Einschränkung der Freiheit bin.

Zudem heißt es ja in den Beschreibungen zu den alten Begegnungsstätten auch: 9., Die Spinozistische Kirche basiert auf Laienpredigern, die aber eine Aus- und Weiterbildung mitmachen. Sie hat keine Gesetze, sondern einfache Regeln. Sie hat weder ein eigenes Gericht, noch eine Art Inquisition.

Heute Nacht hatte ich einen Traum, daß man mir schwere Gesetzbücher auf dem Leib legte, immer mehr - bis ich keine Luft bekam. Nach dem Aufstehen dachte ich an die vielen Neubürger, von Jenen kaum einer überlebt. Wurden sie nicht auch von zentnerschweren Gesetzen erschlagen? Wieviel Seiten muß ein Neubürger eigentlich lesen um Nirgends in Konflikt zu kommen? Weder im Kanton, noch in der Eidgenossenschaft, noch bei einer Reise ins Deutsche Reich oder in den Hallen und Stuben? Waren es 100? Doch eher mehr ...

Der Albtraum ist also Wirklichkeit!

Meine Bitte an Euch Schwestern und Brüder, helft mit diese unsägliche Bürokratie abzubauen - wo auch immer. Ein nettes Wort oder eine Geste können mehr ausdrücken als hunderte von Schriften.


Shalom
Khatanka
Dorfmönch zu Luzern