Interview Lato Lecobra mit Schwester Thorina - 1

Lato LeCobra: Hallo Thorina, schön dass du dir die Zeit genommen hast. Wir befinden uns hier in der schönen, alten Kirche des heilige Korbinian. Hier begann ja auch irgendwie im Frühjahr dein Weg hier in Freising. Die Kirche hat es dir irgendwie angetan, nicht wahr? Ich erinnere mich, dass du im Grundbuchamt extra nach einem Grundstück neben der Kirche gefragt hattest. Erzähl mal ein wenig, wie war das, als du hier angefangen hast? Wie waren deine ersten Eindrücke, was zog dich hier her?

Thorina: Hallo Lato LeCobra, ich freue mich über deine Einladung zum Gespräch. Ja, du hast recht, - einer meiner ersten Anlaufstellen war die Kirche. Ich fühle wohl in den großen Gebäuden und kann ganz gut meinen Gedanken freien Lauf lassen. Da ich selbst nicht gut laufen kann, wollte ich in der Nähe wohnen.

Freising war ehrlich gesagt nicht mein Ziel. Das Ziel meiner Suche war meine Schwester, Mina_von_Capetiens, die ich hier glücklicherweise gefunden habe. Ich war so froh, sie wiederzusehen und bin fast vom Hocker gefallen, als ich erfuhr, dass sie einen lieben Ehemann gefunden hatte und ich mittlerweile Tante geworden war. Das hat mich sehr glücklich gemacht.


Lato: Mina und Josh, die beiden geben wirklich ein süßes Elternpaar ab, was? Uns als Freisinger freut es dabei, dich dadurch als aktive Bürgerin für die Stadt gewonnen zu haben. Du hast Posten übernommen, die schon eine ganze Weile bestenfalls im Stillen ausgefüllt worden sind. Zum Beispiel bist du nun als Bürgervertreterin im 3. Stand für Freising vertreten. Erzähl ein wenig von deiner Arbeit dort, was sind deine Aufgaben dort, was machst du da?

Thorina: Der 3. Stand ist eine von drei mehr oder weniger großen Gruppierungen, die Politik machen und aus ihren Reihen Mitglieder in den Reichstag schicken. Ich selbst hatte nie ein politisches Amt. Aber ich bin neugierig und informiere mich gerne.
Als Vertreterin von Freising sammele ich interessante Informationen aus dem 3. Stand und manchmal auch darüber hinaus und gebe sie dann weiter. Ich glaube, das nennt man Tratschtante oder auf bayrisch Quadratratschn.
*lacht*


Lato: Tratschtante... das klingt doch jetzt arg abwerteten, dabei ist die Aufgabe wichtig. Da ich mich mit Politik nie auseinander setze, muss das jemand für mich machen. Du zum Beispiel. Danke dafür.

Aber weiter mit meinen Fragen: du stehst auch als Ansprechpartnerin für das EBV-Büro den neuen Bürgern zur Verfügung. Was sind dort so deine Aufgaben?


Thorina: Das Thema Einbürgerung liegt mir sehr am Herzen. Meine Aufgabe ist, neuen Bürgern einen ersten Willkommensbrief zuzuschicken. Aber darüber hinaus ist es mir wichtig, jungen Bürgern bei ihren ersten Schritten zu helfen. Ich bin da Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Es gibt die verrücktesten Fragen und oft lerne ich selbst noch etwas dabei, denn manchmal muss ich mich selbst erkundigen. Es macht mir einfach Spaß zu helfen.

Lato: Das kann ich nachvollziehen, mir liegen die Jungbürger auch sehr am Herzen. Ich habe der Schwester_Juana vor ein paar Tagen ein Interview für die Spinozistische Nachrichtenagentur gegeben, da ging es auch um das Thema Jungbürger. Ich hatte dort beschrieben, dass ich der Meinung bin, dass ein sehr wichtiger Punkt, um Bürger in Stadt und Land zu halte ist, dass diese Aufgaben und Ziele benötigen. Würdest du mir da als EBV'lerin zustimmen, oder braucht es noch mehr?

Thorina: Aufgaben und Ziele sind gut, nutzen meiner Meinung auf Dauer nicht viel, wenn sie alleine in Angriff genommen werden. Die jungen Bürger gilt es zunächst zu motivieren, an der Gemeinschaft teilzunehmen. Der Mensch ist von Natur aus kein Einzelgänger. Wir brauchen einander, um uns wohl zu fühlen. Und wenn dann eine Freundschaft, eine Familie oder eine andere Gruppe entsteht, ist die Welt offen für eigene oder gemeinsame Ziele.
Das Heranführen der jungen Bürger an so eine Gemeinschaft, sollte den Alteingesessenen leicht fallen. Manchmal fehlt nur ein Stups. Oder wenn man sich mal für einige Minuten zu jemandem ins Wirtshaus setzt.
Deine Bemühungen als Kulti von Bayern haben doch auch das Ziel, Gemeinschaften zu fördern. Die von dir betreute Jungbürgertombola ist ein tolles Beispiel und ein perfekter erster Schritt, um Kontakte zu knüpfen. Ach wenn es um das Thema junge Bürger geht, könnte ich, glaube ich, noch soviel reden. Aber nachher nennst du mich wirklich noch Quadratratschn.


Lato: Oh, ich finde, da kann man nicht zu viel drüber reden. Wir müssen uns das Thema immer vor Augen halten. Junge Generationen sind wichtig. Nicht erst, wenn die Alten aussterben, sondern vor allen wenn es darum geht mit alten, staubigen Gewohnheiten aufzubrechen und neue Pfade zu beschreiten. Aber du hast recht, da könnte man ein kompletten Abend drüber reden. Eigentlich ist das Thema dieses Gespräches aber etwas anderes. Denn über deine Aufgaben, die du übernommen hast, haben wir jetzt geredet, kommen wir zu deinem nächstes Ziel. Du hast mir erzählt, dass du gerade beim Bischof Kalixtus eine Ausbildung zur Priesterin machst. Sprechen wir erst mal über die Motivation. Warum machst du dies? Was treibt dich an, sozusagen erneut die Schulbank zu drücken?

Thorina: Der Glaube zu Gott spielt eine große Rolle in meinem Leben. Ich habe viel Kraft daraus gezogen, als es mir nicht gut ging. Gott ist mir also sehr wichtig. Ich möchte gerne etwas von Gottes Vertrauen und seiner Liebe zurück geben. Es ist eine Nähe zum EBV da, weißt du? Helfen ist mir wichtig. Der Mensch als solches ist mir wichtig. Als Priesterin passt das auch sehr gut.
Dazu kam noch, dass ich total neugierig und wissensdurstig bin. Ich möchte mehr über Gott und die Kirche erfahren.


Lato: Etwas von Gottes Vertrauen und seiner Liebe zurück geben... Da habe ich gleich zwei Fragen zu: Zum einen:
Wie äußert sich Gottes Vertrauen und seine Liebe?
Und zweitens: Wie möchtest du diese zurückgeben, ganz praktisch?


Thorina: Gott ist der Schöpfer unserer Welt. Er steckt in allem, du musst nur hinsehen: Gottes Liebe ist zum Beispiel ein Lächeln, eine dargebotenen Hand, ein paar mutmachende Worte. Hinter jeder lieben Geste kannst du Gott entdecken.
Nun gibt es aber nicht nur schöne Dinge im Leben. Da musst du auf Gott vertrauen, dass sie trotzdem notwendig sind. Ich bin als junges Mädchen vom Pferd gefallen und konnte nicht mehr laufen. Meine Mutter hat mir damals gesagt: Vertraue auf Gott und schenke ihm deine Liebe. Ich habe das damals nicht ganz verstanden, denn ich war noch ein Mädchen, was plötzlich aus ihrem munteren Leben gerissen wurde. Es gab Wochen der Frust, bis ich mich wirklich zu Gott wandte. Allein das Beten zu Gott, das Gespräch und das Erzählen zu ihm, machte mir Mut. Es erleichterte und ich fand Kraft, wo ich keine mehr vermutete.
Dieses Vertrauen zu Gott benötigt bei einigen vielleicht Überwindung. Ich möchte demjenigen helfen, der Gott sucht und Kraft braucht, um weiter zu machen. Das geht ganz praktisch mit Worten und einfach-für-jemanden-da-sein.


Lato: Ich kann mir vorstellen, dass manche Menschen mit diesen Konzept von Gottes Liebe ihre Schwierigkeiten haben. Aber ja, dieses einfach-für-jemanden-da-sein ist unwahrscheinlich wichtig. Machen wir weiter, wie lang geht so eine Ausbidlung? Was muss man so alles lernen?

Thorina: Eine feste Ausbildungsdauer gibt es nicht. Es wird nach eigenem Tempo gelernt. Das gefällt mir sehr gut, so ist kein Druck dahinter und man kann sich für einige Themen mehr Zeit nehmen oder aber zwischendurch mal ein paar Tage überhaupt nichts machen. *psst*

Bisher habe ich gelernt, wie ich mich im heiligen Buch zurechtfinde. Das ist nicht leicht gewesen, denn es ist wirklich umfangreich. Meine bisherigen Ausbildungsabschnitte haben jeweils ein Thema, zum Beispiel das Sakrament der Taufe. Ich bekomme dann viele nützliche Informationen zum Hintergrund der Taufe und lerne auch, wie ich als Priesterin so eine Taufzeremonie abhalten kann.


Lato: Das Buch der Tugenden... und die ganzen anderen Schriften, die mit dazu gehören... sind ja nun wirklich alte Schinken und ganz schön dick. Kannst du mir erklären, warum gerade dieses Buch der Tugenden so wichtig ist? Warum sind diese alten Bücher heute noch wichtig?

Thorina: *lacht herzlich*
Ach, Lato LeCobra, du hast jetzt nicht wirklich das heilige unveräußerliche Dogma als alten Schinken bezeichnet, oder? Du bist mir eine Marke! Das Buch beschreibt den Willen Gottes. Ich möchte es nicht als dick bezeichnen, aber du hast recht, - es ist umfangreich. Und es wird immer noch übersetzt. Aber geändert wird es nicht, denn warum auch? Oder von wem? Kein Mensch kann Gottes Willen einfach abändern.


Lato: Dennoch können Fehler beim Übersetzen passieren, oder etwas geschriebenes wird anders interpretiert. Na gut, es sei denn, man geht wirklich davon aus, dass das Geschriebene Gottes Wille ist und er auch dafür sorgt, dass sein Wille bekannt wird und unverfälscht wird. Dennoch schwierig, so von Außen betrachtet. Aber weiter: Wenn du deine Ausbildung fertig hast, was sind dann deine Befugnisse und Aufgaben, denen du nachgehen darfst und kannst?

Thorina: Als Priesterin darf ich Gottesdienste abhalten und den Segen spenden. Ich bin dann für die Gemeinde Freising verantwortlich und darf Taufen, Ehen, Beerdigungen vollziehen, sowie Beichten abnehmen.

FELD 18.Scheiding 1470